„Ganz Paris träumt von der Liebe“ – eine musikalische Zeitreise in das goldene Zeitalter der Leichtigkeit
Es gibt Theaterabende, die sich anfühlen wie eine Postkarte aus einer anderen Zeit – leicht vergilbt, aber voller Gefühl. „Ganz Paris träumt von der Liebe“ gehört genau in diese Kategorie: Eine charmante Hommage an die 1960er-Jahre, als deutsche und französische Filmproduktionen mit Herz, Humor und Chansons die Sehnsucht nach Liebe und Leichtigkeit auf die Leinwand brachten.
Das Stück verneigt sich vor dieser Ära, in der Romy Schneider, Peter Alexander oder Caterina Valente in heiter-melancholischen Komödien von amourösen Verwicklungen träumten. Und tatsächlich gelingt es der Inszenierung, diesen nostalgischen Geist einzufangen – mit schwungvollen Liedern, stilvoller Ausstattung und einem Ensemble, das sichtlich Spaß an der Zeitreise hat.
Allen voran Stefanie Hertel, die mit ihrer kraftvollen Stimme und ihrer natürlichen Präsenz das Publikum sofort in ihren Bann zieht. Ihre Bühnenfigur erinnert an jene starken, aber stets charmanten Frauenfiguren der 60er-Jahre – selbstbewusst, humorvoll und mit einem warmen Schimmer von Melancholie. Man wünscht ihr, sie bald einmal in einer großen Musicalproduktion zu erleben, denn sie trägt nicht nur das Herz, sondern auch die Haltung einer Hauptdarstellerin, die ganze Häuser füllen kann.
Martin Schanz ist der Geheimtipp des Abends: Mit pointiertem Timing und ehrlicher Spielfreude bringt er Witz und Tempo in jede Szene. Bis auf einen etwas deplatziert wirkenden Gottschalk-Gag, überzeugt er in jeder Nuance – besonders, wenn er zwischen ironischem Augenzwinkern und echter Emotion pendelt.
Das Ensemble insgesamt wirkt wunderbar eingespielt: Die Dialoge fließen, die Musik trägt, und über allem liegt dieser Hauch von 60er-Jahre-Romantik, der an die leichten Farbfilme jener Zeit erinnert – man könnte fast glauben, Heinz Erhardt oder Liselotte Pulver kämen gleich um die Ecke.
Einziger Wermutstropfen: Der Sound im Theater lässt zu wünschen übrig. Einige Übergänge wirkten akustisch unausgewogen, und manchmal verschluckte der Raum die leiseren Töne. Schade, denn die Sängerinnen und Sänger hätten eine klarere Klangkulisse verdient. Doch dieser technische Makel liegt weniger am Ensemble als an der Saalakustik selbst – das Herzblut der Darsteller blieb davon unberührt.
Fazit:
„Ganz Paris träumt von der Liebe“ ist keine bloße Nostalgie-Show, sondern eine liebevolle Liebeserklärung an ein Jahrzehnt, in dem Kino und Musik noch träumen durften. Ein Abend voller Charme, Chanson und Gefühl – und ein kleines Stück filmischer Zeitgeist auf der Theaterbühne.
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