Zum Tod des ehemaligen Staatsoperndirektors Lorin Maazel

By: Jul. 13, 2014
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Direktion und Mitglieder der Wiener Staatsoper sind tief erschüttert über den Tod ihres Ehrenmitglieds und ehemaligen Direktors, des großen Dirigenten Lorin Maazel, der am heutigen Sonntag, 13. Juli 2014 in den USA an den Folgen einer Lungenentzündung im Alter von 84 Jahren verstorben ist.

"Ich bin tieftraurig über diese Nachricht. Lorin Maazel habe ich persönlich als vielfältigen Künstler, großartigen Dirigenten sowie global interessierten und feinen Menschen bewundert. Ich bin sehr dankbar für die inspirierende regelmäßige Zusammenarbeit mit ihm, die ich in meiner Direktionszeit in Paris erleben durfte, und hatte mich nun sehr auf seine Rückkehr als Dirigent am Pult der Wiener Staatsoper gefreut: Er hätte übernächste Saison eine Wiederaufnahme von La fanciulla del West dirigieren sollen. Erst vor einem Jahr haben wir ihn für seinen Einsatz und seine Verdienste um das Haus zum Ehrenmitglied ernannt, und damit eine alte Wunde geschlossen. Wurde er in den Achtzigerjahren als Direktor zum Teil auch heftig kritisiert, sind viele seiner Leistungen und Neuerungen bis heute nach wie vor gültig * um nur eine zu nennen, etwa die Einführung von kurzen Vorstellungsserien im Repertoiresystem, um genügend Vorbereitungszeit und entsprechende Proben zu gewährleisten", so Staatsoperndirektor Dominique Meyer in seiner Würdigung Lorin Maazels, und schließt: "Lorin Maazels Tod ist für uns ein großer künstlerischer und menschlicher Verlust. Wir sind aber dankbar für die vielen Spuren, die er hinterlässt und die uns bleiben werden."

Lorin Maazel war von 1982 bis 1984 Direktor der Wiener Staatsoper. Sein Debüt am Haus gab er am 26. November 1964 mit Fidelio. In weiterer Folge leitete er Premieren von Carmen, Tannhäuser, Turandot, Lulu und Aida, Neueinstudierungen von Carmen und Falstaff sowie konzertante Vorstellungen von Die Walküre. Insgesamt dirigierte er im Haus am Ring acht Opernwerke in 61 Vorstellungen, 18 Ballettabende (zwei Premieren: Daphnis und Chloë / Der Feuervogel und Drei Orchesterstücke / Wiegenlied) sowie zwei Konzerte. In seinen Dankesworten anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Wiener Staatsoper am 27. Mai 2013 sagte er: "Es ist für mich eine große Ehre und Anerkennung meiner Arbeit, die ich mit sehr viel Liebe gemacht habe. Ich verlasse diesen Saal mit einer Wärme im Herzen, die mich den Rest meines Lebens begleiten wird".

Seit über 50 Jahren war Lorin Maazel einer der meist geschätzten Dirigenten weltweit. Zuletzt leitete er als Musikdirektor das Opernhaus in Valencia und war von 2002 bis 2009 Musikdirektor der New York Philharmonic. Außerdem war er Gründer und Künstlerischer Direktor des viel beachteten Castleton Festivals. Von September 2012 bis vor kurzem hatte Lorin Maazel die Position des Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker inne.

Der amerikanische Dirigent und Komponist wurde 1930 in Paris geboren und erhielt Violinunterricht im Alter von fünf, Unterweisungen im Dirigieren im Alter von sieben Jahren; sein erster öffentlicher Auftritt folgte als Achtjähriger. Zwischen dem 9. und 15. Lebensjahr stand er am Pult aller großen amerikanischen Orchester und folgte einer Einladung Toscaninis zum NBC Symphony Orchestra. Mit 17 ging er an die University of Pittsburgh um Sprachen, Mathematik und Philosophie zu studieren. 1951 ermöglichte es ihm ein Fulbright Stipendium, sein Studium in Italien fortzusetzen. Zwei Jahre später gab er sein Europa-Debüt als Dirigent am Teatro Massimo V. Bellini im italienischen Catania einsprang. Er etablierte sich schnell als einer der wichtigsten Orchesterleiter, erhielt Einladungen nach Bayreuth 1960 (als erster amerikanischer Dirigent), zum Boston Symphony 1961 und zu den Salzburger Festspielen 1963. Seitdem stand Lorin Maazel am Pult von über 150 verschiedenen Orchestern in über 5000 Konzert- und Opernaufführungen. Er leitete über 300 Einspielungen und wurde dafür mit zehn Grand Prix du Disque ausgezeichnet.

1965 wurde Lorin Maazel künstlerischer Leiter und Chefdirigent der Deutschen Oper Berlin, weiters war er Musikdirektor des Cleveland Orchestra (1972*1982), Musikdirektor des Orchestre National de France (1988 bis 1990), Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra (1988*1996) und Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (1993*2002). 60 Jahre nach seinem Debüt beim New York Philharmonic Orchestra wurde Lorin Maazel im September 2002 als Nachfolger von Kurt Masur zum neuen Musikdirektor dieses Orchesters berufen. Lorin Maazel war Ehrenmitglied des Israel Philharmonic Orchestra sowie der Wiener Philharmoniker, deren Neujahrskonzert er elf Mal leitete (1980 bis 1986, 1994, 1996, 1999 und 2005), und erhielt die Hans von Bülow-Medaille der Berliner Philharmoniker.

Lorin Maazels kompositorisches Schaffen umfasst die Oper 1984 (Uraufführung im Mai 2005 im Royal Opera House, Covent Garden London), eine Trilogie von Konzerten, Music for Cello and Orchestra (geschrieben für Mstislav Rostropovich), Music for Flute and Orchestra (geschrieben für James Galway) und Music for Violin and Orchestra; ein symphonisches Werk (Farewells), von den Wiener Philharmonikern in Auftrag gegeben, sowie zahlreiche Vertonungen von narrativen Texten, darunter zwei Geschichten für Kinder, The Giving Tree und The Empty Pot.

Ein weiteres Anliegen war Lorin Maazel die Förderung aufstrebender junger Künstler: Im Jahr 2000 rief er einen internationalen Dirigentenwettbewerb ins Leben und gründete mit Hilfe der Châteauville Foundation ein neues Festival und Ausbildungsprogramm für junge Künstler in Castleton / Virginia. Außerdem setzte er sich für ökologische und humanitäre Projekte ein und unterstützte Wohltätigkeitsorganisationen wie die UNESCO, den World Wide Fund of Nature, das Rote Kreuz und das UNHCR.



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