Review Zusammenfassung - Neues Stage Musical CHICAGO läuft in Stuttgart an

By: Nov. 12, 2014
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CHICAGO ist eines der heißesten und aufregendsten Musicals, die der Broadway je erlebt hat. Die Show bietet eine leidenschaftliche Mischung aus Liebe und Lüge, Ruhmsucht und Eitelkeit, Betrug, Verrat und Verbrechen - garniert mit einzigartigen Tanzszenen und dem Lebensgefühl der 20er Jahre.

Bob Fosse gelang damit ein zeitloses Musical, das mit seinen Choreographien und Tänzern auf den ersten Blick verführerisch wirkt, dahinter aber eine Geschichte bietet, die mit bissigem Humor dem Showbiz, den Medien und unserer Gesellschaft den Spiegel vorhält. Die mehrfach preisgekrönte Show (u.a. 6 Tony-Awards für z.B. „Beste Regie", „Beste Choreographie" und „Bestes Lichtdesign") war 2002 auch als Kinoverfilmung mit Starbesetzung (u.a. René Zellweger, Catherine Zeta-Jones, Richard Gere) erfolgreich und erhielt sechs Oscars© und drei Golden Globes.

Die Nachtclubsängerin Roxie Hart ermordet ihren Liebhaber. Im Gefängnis lernt sie die korrupte Mama Morton und Velma Kelly kennen. Velma, ebenfalls Tänzerin und dank der Hilfe von Morton ein Medienstar, plant die Fortsetzung ihrer Karriere nach ihrer Freilassung. Hierfür soll sie der durchtriebene Staranwalt Billy Flynn aus dem Gefängnis boxen, der allerdings gleiches auch für Roxie plant. Es beginnt ein undurchsichtiges Dreiecksspiel, bei dem die beiden Tänzerinnen um die Gunst Flynns buhlen. Als dann die Boulevardjournalistin Mary Sunshine dafür sorgt, dass Roxie als „Jazz-Mörderin" zum Medienstar wird, beginnt ein Verwirrspiel aus Tricks, Lügen und Eifersucht. Doch werden die Tänzerinnen mit Hilfe der Medien wieder ihre Freiheit zurückgewinnen und damit Ruhm und Reichtum erlangen?

Die Premiere von CHICAGO - DAS MUSICAL wurde am 6. November 2014 im Stage Palladium Theater gefeiert in Stuttgart gefeiert. Und das hatten die Kritiker zu sagen:

Andrea Kachelrieß, Stuttgarter Nachrichten: Immer wieder tritt das Musical einen Schritt zurück, um Raum zum Nachdenken zu schaffen. Doch mit dem Füllen dieser Freifläche tun sich die Stuttgarter Akteure noch so schwer wie ihre anglofonen Zungen mit der deutschen Sprache. Auch wenn meist toll gesungen und in blanker Perfektion getanzt wird: Die Abgründe, die „Chicago" zum Musical der Superlative und zur Plattform für Stars wie Ute Lemper machte, tun sich selten auf... Der Abgebrühtheit von Isabel Dörfler als Knastmutter kann bei der Vorpremiere aber keiner das Wasser reichen: So hintergründig böse muss sein, wer Showbiz, Medien und unserer Zeit glaubhaft einen Spiegel vorhalten will.

Tim Schleider, Stuttgarter Zeitung: Bei der Pressepremiere am Mittwoch beherrschten Carien Keizer als Roxie und Lana Gordon als Velma die Kunst der kleinen Gesten, des gezielten Hüftschwungs, der exakt zum Takt hochgezogenen Augenbraue. Wunderbar aber auch Nigel Casey als Anwalt und Isabel Dörfler als Mama Morton. Und eben alle anderen dieses absolut exakt agierenden Ensembles, in dem die Damen auch noch unglaublich lange Beine und die Herren wunderbare Waschbrettbäuche zeigen. Mit anderen Worten: es ist alles auch ein Augenschmaus. Und ein, zwei Timing-Probleme werden sich in den ersten Wochen weghobeln lassen... „Chicago" ist der swingende Wahnsinn und hat einen Wahnsinns-Swing. Aber Obacht: nix für Weicheier!

Susanne Kaufmann, SWR2: Aber der Hauptakteur des ganzen abends ist eigentlich die Band: eine klassische Bigband-Besetzung, jedoch mit zwei Klavieren und ergänzt um eine Violine. Die Bühne wird begrenzt von einem goldenen Rahmen. Darin ein zweiter goldener Rahmen, in dem die Musiker auf Treppchen sitzen, die ganze Zeit im Hintergrund. Kein Zweifel, hier wird live gespielt... Neben Carien Keizer als Roxie gibt es vor allem zwei wirklich starke Personen in dieser Premiere, den Rechtsanwalt Billy Flynn, gespielt von Nigel Casey, und Isabel Dörfler als Gefängnisaufseherin. Auch sie tritt auf wie in einer Show. "Chicago" kommt als Musical ohne große Showeffekte aus, da landet kein Hubschrauber, und da fliegen auch keine Affen durch die Luft. Insofern liegt es ganz im Retrotrend der Zeit. Nur bleibt nach einem netten Abend merkwürdigerweise nicht wirklich viel zurück.

Gabriele Renz, Südkurier: Die sparsam möblierte Bühne wird derart variantenreich bespielt, dass man sich fragt, warum andere Musicals so viel Ausstattung benötigen. Jede Tänzerin, jeder Tänzer bestechen auch als Mimen. Sie sind Nachtclubtänzer, Geschworene, Reporter oder bilden in alter Revue-Manier eine Blume aus Straußenfedern. Nie hält die Illusion lange, als Zuschauer könne man gemütlich eintauchen in eine Geschichte, die -so war es doch noch immer im Liedtheater - schon gut gehen wird...Das Krönchen des Ensembles setzt M. Schäfler als Klatschreporterin Mary Sunshine auf - ein Mann in Frauenkleidern mit einer Koloraturstimme, die das Zäpfchen nur so flattern lässt. Das ist Klamauk, aber auch Milieu...für Verklemmte ist dieses Musical nichts. Der gesanglich beschworene Jazz ist Chiffre für ein Lebensgefühl, der Swing meint Musik, Sinnlichkeit, Sex und Gewalt.

Dieter Schnabel, Fränkische Nachrichten: Durch Ansagen des Geschehens entsteht eine lockere Bilderfolge, bei der nicht unbedingt das Spiel der Protagonisten in Vordergrund steht, sondern die Choreographie. So profilieren sich auch Carien Keizer als kühle Roxie Hart und Lana Gordon als temperamentvollere Velma Kelly in erster Linie durch ihr tänzerisches und stimmliches Können. In der schauspielerischen Rollencharakterisierung überzeugen dagegen mehr Isabel Dörfler als Mama Morton, M. Schäffner als Mary Sunshine en travestie, Nigel Casey als selbstbewusster Billy Flynn und Volker Metzger als wankelmütiger Amos Hart. Nicht zu vergessen ist jedoch das Ensemble der sexy Tänzerinnen in Schwarz und ihrer kraftvollen männlichen Partner, dem ein wesentlicher Anteil am Publikumserfolg des Musicals in Schwarz zukommt.

Helmut Push, Neckar Chronik: Die Songtexte sind von Kevin Schroeder für die Stuttgarter Produktion durchaus gelungen neu ins Deutsche übersetzt worden. Und das ist absolut notwendig: Denn die Songs in "Chicago" illustrieren die Handlung nicht, sie treiben sie in weiten Teilen voran. Und das macht auch den einzigen Wermutstropfen der Produktion aus: Nicht alles, was die Holländerin Carien Keizer und die US-Amerikanerin Lana Gordon singen, ist auf Anhieb verständlich. Dafür sind sie beide gut bei Stimme und fabelhafte Tänzerinnen... Alles konzentriert sich darauf, wie das Ensemble diese Satire spielt und tanzt. Und das tut es über weite Strecken einfach klasse, etwa wenn Roxie zur Bauchredner-Puppe ihres Anwalts mutiert, oder in der sensationellen Comic-Farce des Gerichtsverfahrens. "Chicago" ist eine intelligent erzählte, bitterböse Satire um Macht, Eifersucht und Sensationsgier und keine Ausstattungsschlacht.

Katja Waizenegger, Schwäbische Zeitung: Beide [Lana Gordon, Carien Keizer] sind ein Glücksfall. Vor allem Keizer ist hinreißend als mal laszive, mal naive Roxie... Einzig Isabel Dörfler als Gefängniswärterin Mamma Morton, mit kräftiger Stimme, zweifellos, will nicht so recht in ihre Rolle passen... Und der Rest der Truppe? Ein Augenschmaus für jeden Tanzfreund, denn die Choreografien von Gregory Butler, eng angelehnt an die Broadway-Vorlage, sind brillant... Doch ein Ärgernis bleibt: Es grenzt an eine Beleidigung der Ohren, die Liedtexte in der deutschen Übersetzung zu hören. Wer in Deutschland reif ist für ein anspruchsvolles Musical wie „Chicago", dem kann man auch einen Klassiker wie „All that Jazz" im Original zumuten.

Photo Credit: Stage Entertainment



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