BWW Reviews: 'Paradiso' in der Komödie am Ku'damm

By: Apr. 18, 2012
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Eine Bank im Park. Martha (Christine Ostermayer) ist Mitte 70 und wohlsituiert. Die ehemalige Schuldirektorin ist humanistisch gebildet, Mitglied des Vereins zur Wiedereinführung der lateinischen Messe, eloquent und daran gewöhnt, den Ton anzugeben. Jeden Tag kommt sie in den Park, um mit den Enten zu reden. Eines Tages trifft sie auf die bedeutend jüngere Vicky (Hansi Jochmann). Die arbeitslose Krankenschwester ist eher schlicht und strickt für ihr Leben gern. Sie hat die alte Dame schon länger im Visier, denn sie hofft, ihr eine Sterbeversicherung verkaufen zu können. Nicht über den Versuch an sich empört sich Martha, sondern über das Wie.

Martha kauft keine Sterbeversicherung, engagiert Vicky jedoch stundenweise als Betreuerin. Als bei Martha Diabetes diagnostiziert wird, bietet Vicky an zu ihr zu ziehen und sich rund um die Uhr um sie zu kümmern. Martha willigt ein: „Für zwei Massagen pro Tag ... Und Diätküche. Drei Mal täglich.“ Sie ist froh, dass es endlich wieder jemanden gibt, dem sie Latein beibringen kann. Vicky ist davon nicht begeistert und fordert: „Schluss mit Latein! Schluss mit Schule!“, Nach vielen Wortgefechten und Zankereien finden die beiden zueinander und Vicky fängt an, sich in Marthas Heim zu Hause zu fühlen. Beide verleben eine wunderbare Zeit miteinander, bis das Schicksal die Karten neu mischt.

"Allein sein zu müssen ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste." Dieses Zitat des Autors Hans Krailsheimer kam mir in den Sinn während Helmut Baumanns Inszenierung von Lida Winiewiczs 'Paradiso' in der Komödie am Kurfürstendamm. Es ist die stille, unaufgeregte Geschichte von der Angst vor dem Altwerden.

Christine Ostermayer ist eine wahre Grande Dame. Als Martha spiegelt sich eine ganze Welt in ihrem Gesicht wider und lassen ihre Gedanken Wirklichkeit für die Zuschauer werden. Ostermayer vollbringt eine hervorragende Charakterstudie die berührt, erheitert und sehr bewegt. Eine vollendete darstellerische Leistung einer großen Schauspielerin. Brava!

Die wunderbare Hansi Jochmamm steht Christine Ostermayer als Vicky zur Seite. Natürlich kennen wir sie alle als DIE feste deutsche Synchronstimme von Jodie Foster, einen Job den Jochmann seit Jahrzehnten auf das Vorzüglichste erledigt, oder auch als Margot Rosshauptner in den "Pfarrer Braun" Filmen. Ihre Vicky ist zuerst geschäftlich gleichgültig, entwickelt aber im Laufe des Stückes eine innige, freundschaftliche Beziehung zu Martha. Sehr glaubwürdig, bodenständig und sprachlich hervorragend beweist Jochmann ihr Können als Bühnenschauspielerin in dem Theater, in dem sie vor vielen Jahren als Kind eine ihrer ersten Rollen verkörperte. In "Warte bis es dunkel ist" spielte sie unter der Regie von Harry Meyen. Nach einigen Jahren Theaterabstinez ist sie endlich wieder zurück auf der Bühne. Schön das Sie wieder da sind, Hansi Jochmann!

Regisseur Helmut Baumann, selber eine Theaterlegende, hat die Fassung von Lida Winiewicz behutsam für Berlin bearbeitet und sich in einer hektischen, lauten Zeit eines feinen, stillen, aber auch bissigen Stückes angenommen. Mit seinen beiden hervorragenden Schauspielerinnen vollführt Baumann den Spagat zwischen Komik und Dramatik auf das vortrefflichste bis zum überraschendem Ende.

Und gerade deswegen ist das Stück so gut ausgesucht und wichtig für die Komödie am Ku'damm, denn es ist ein Schauspiel über die Leihgabe des Lebens. Kudos an die Direktion Woelffer zur Wahl dieses Stückes.

'Paradiso' ist bis zum 03. Juni 2012 in der Komödie am Kurfürstendamm zu sehen.

Kartenservice
Fon: 030 - 88 59 11 88
Fax: 030 - 88 59 11 53
karten@komoedie-berlin.de 

Weitere Informationen unter: http://www.komoedie-berlin.de/

Photo Credit: Thomas Grünholz

 

 



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