BWW Reviews: 'Jeder rettet einen Afrikaner'

By: Apr. 21, 2012
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Fünf Personen proben eine Wohltätigkeitsveranstaltung für eine Schule in Afrika. In ihren Reden und Wirkungsanalysen des Gesagten und Vorgeführten verheddern sie sich haltlos in ihrem Anspruch politischer Korrektheit, in Pauschalisierungen und Vorurteilen. Wie ist die richtige Betonung von “Hungerkatastrophe“? Wie geht man mit dem Klischee der “armen schwarzen Kinder“ um? Sterben jährlich 8 Millionen oder 80 Millionen Menschen an Unterernährung? 

Der Versuch den Spendenabend angemessen zu gestalten entwickelt sich mehr und mehr zu einer verrutschten Probe und zu einem Schaulauf der eigenen Eitelkeiten. Der Text über Solidarität endet mit Türenknallen, die selbst gebastelte Palme fliegt schließlich aus dem Programm und das afrikanische Volkslied führt nicht nur musikalisch zu Verstimmungen. Ein Eiertanz zwischen Gutgemeintem und Schlechtgeprobtem, eine Auseinandersetzung über Menschenwürde und wer zu wenig in die Kaffeekasse eingezahlt hat.

Das was in gut zwei Stunden von Autorin und Regisseurin Ingrid Lausund den Weg auf die Bühne des Renaissance Theaters findet, grenzt mitunter an Fremdschämen. Dies hat allerdings weniger mit dem Thema zu tun, als mit der Penetranz wie versucht wird dem Zuschauer ein schlechtes Gewissen einzuimpfen und auch vor billigsten Plattitüden nicht halt gemacht wird. Spendenaufrufe werden im Minutentakt an das Publikum übermittelt.

Das Stück würde besser funktionieren wenn die Grenzen klarer gezogen würden. Alles verschwindet in einer Schwammigkeit die darin mündet das die Zuschauer mal existieren und direkt angespielt werden, mal komplett ignoriert werden. Fünf Schauspieler sind in nicht näher genannten Rollen zu erleben und da ergibt sich ein weiteres Problem. Der Abend, bzw. die Probe soll naturalistisch, improvisiert wirken, doch alles wirkt zu auswendig gelernt, zu steif und zu künstlich.

Zwei rühmliche Ausnahmen bilden Christian Kerepeszki und Max Landgrebe die durchaus überzeugen können. Vanessa Stern bleibt dagegen in ihrer Rolle als graue Ökotante eher blass und unwichtig. Allerdings war das Publikum sichtlich überfordert zwischen der wenigen Komik und dem doch sehr brisanten Thema Afrika klare Grenzen zu ziehen. Ein Besucher wies sogar seine Sitznachbarin in die Schranken und ermahnte sie aufgrund ihres Lachens. Also ein Abend der durchaus polarisiert. Richtig enttäuschend aber sind die Leistungen von Iris Böhm und Bjarne Mädel. Böhm hat eine nicht vorhandene Bühnenpräsenz, sie ist stimmlich extrem schlecht und viel zu leise. Nach vielen Filmarbeiten ist ihre Wiederkehr auf die Bühne nicht sonderlich gelungen und sehr ausbaufähig. Sie spricht künstlich forciert und es kommt nicht ein einziger natürlicher Ton aus ihrem Mund.

Bei Mädel, der im letzten Teil des gefühlten 4 Stunden Stückes einen langen Monolog hat, hatte ich stellenweise Angst das er seine Stimme verliert. Das ist dann das eingangs erwähnte Fremdschämen, wenn ein Schauspieler das ihm Übertragene nicht eruieren kann, sinnlos herumschreit und soviel falsche Töne von sich gibt das es schmerzt. Das war wahrlich keine Glanzleistung!

Das einzig erfreuliche ist, dass dieses Machwerk nur als Gastspiel im Renaissance Theater zu sehen ist und nicht für längere Zeit auf dem Spielplan des renomierten Hauses steht.

 

 

 



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