BWW Reviews: Dolly Parton und die Dolly Playback Show in Berlin

By: Jul. 12, 2014
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Bevor Dolly Parton die Bühne der O2 Arena in Berlin betritt, spielt ihre Band eine Art Ouvertüre bestehend aus Jerry Herman's Musical „Hello Dolly" gefolgt von „9 to 5" und „Jolene" bei der sämtliche Cover ihrer 42 Studioalben zu sehen sind und somit einen interessanten Einblick auf den Wandel der Zeit bieten. Wie sagte Parton noch so passend im Kinofilm „Magnolien aus Stahl" an der Seite von Sally Field, Shirley MacLaine und Julia Roberts? „Die Zeit vergeht und ehe du es merkst, geht sie über dein Gesicht." Dank plastischer Chirurgie sind die Zeichen der Zeit etwas manipuliert, aber als Parton dann auf der Bühne erscheint brandet ihr frenetischer Beifall ihrer Fangemeinde entgegen - ihr, der überlebensgroßen Backwood Barbie - zu künstlich, zu perfekt und zu amerikanisch.

„Hello Berlin, it's been a long time! What a beautiful city, what a beautiful audience."

Es haben sich zum raren Deutschland Konzert, in der Tat ist es über 40 Jahre her, dass Parton das letzte Mal live in Deutschland zu erleben war, Fans (fast) jeden Alters, Geschlechts und sexueller Präferenzen eingefunden. Cowboys und Cowgirls in Boots und Glitterhemd, Dragqueens mit auf toupierten Blondhaarperücken, die ihrem Original gefährlich ähnlich sehen mischen sich unter Hausfrauen, Trucker und zahlreichen Mitgliedern der Gay Community. So ist doch Parton eine der wenigen Country Diven, die seit je die gleichgeschlechtliche Ehe befürwortet, denn alle Menschen seien doch Gottes Kinder, so die Sängerin.

Den Sympathiebonus hat Parton also von Anfang an im Gepäck wenn sie ein gelungenes Mash up ihres Hits „I'm On Fire" (1978) und Alicia Keys „This Girl Is On Fire" singt. Die Bühne ist angenehm zurückhaltended, so etwas wie ein ausladendes Bühnenbild gibt es nicht, denn dafür ist die Protagonistin des Abends schon ausladend genug. In einen engen Wagneresken goldenen Panzer geschnürt, könnte sie auch Brunhilde aus der Nibelungen Saga Konkurrenz machen.

Von Beginn an ist Dolly in Plauderlaune und gibt Einblick in ihr Leben, ihre Kindheit, die sie mit 11 weiteren Geschwistern bestritt. In einfachen Verhältnissen wuchs sie auf und hat anscheinend deswegen eine so ausdrücklich innige Beziehung zu Geld. Immer wieder kommt sie auf dieses Thema zurück und dankt ihrem Publikum für den Kauf der Karten, denn schließlich „kostet es viel, so billig auszusehen wie ich." bemerkt die Country Legende. „Viele Leute glauben, dies sein ein Scherz, aber es ist die absolute Wahrheit." Mit diesem, mitlerweile egendären Ausspruch, erntet sie weitere Sympathiepunkte ihrer Fans und langen Applaus.

Und so könnte das ganze Konzert eine kitschige, klebrig in Zucker ertränkte Torte sein die den Insulinpegel drastisch in die Höhe treibt, wäre da nicht, ja wäre da nicht das Gefühl, dass Dolly Parton ihrem Publikum in Berlin die Dolly Playback Show präsentiert. Bereits im Vorfeld machten Gerüchte die Runde, die Sängerin würde große Teile ihrer aktuellen Welttournee mit Hilfe von Playback bestreiten. Daraufhin angesprochen konterte Parton: „Meine Brüste sind nicht echt. Auch meine Haare sind nicht echt. Was aber echt ist, sind mein Herz und meine Stimme." Nunja, bei allem nett zurechtgelegten Geplänkel werde ich als Rezensent das Gefühl nicht los gnadenlos von eine geschäftstüchtigen Frau hinters Licht geführt zu werden.

Sehr augenscheinlich scheint dies bei ihrem Welthit „Jolene": Sie spielt auf einer strassbesetzen Gitarre und man braucht kein musikalischer Experte zu sein um zu sehen, dass Parton nicht wirklich das Instrument spielt, sondern vielmehr mit den Plastikfingernägeln selbiges simuliert. Dazu hört sich „Jolene" 1:1 wie eine CD Einspielung an. Zu keiner Zeit kommt so etwas wie ein live Erlebnis auf. Selbst bei Parton, mittlerweile 68 Jahre alt, hat sich die Stimme verändert und es ist ausgeschlossen und unmöglich die selben Atmer und Phrasierungen hinzubekommen. Im Internet hat sich ein Fan die Arbeit gemacht und zwei unterschiedliche „Jolene" Auftritte von Parton übereinander zu legen. Das Ergebnis ist eindeutig: es handelt sich um die gleiche Tonspur. Das ein solches Gebären unentschuldbar ist, steht außer Frage. Warum ein Star wie Parton es nötig hat darauf zurück zugreifen, bleibt als Frage im luftleeren Raum zurück. So schwebt die Möglichkeit des Playbacks wie ein Dermokles Schwert über der Show. Parton singt viele ihrer Klassiker und auch neue Songs ihrer aktuellen CD „Blue Smoke". Dazu gesellen sich Hits wie „Island In The Stream", „9 to 5", aus der herrlich schwarzen Komödie „Warum eigentlich, bringen wir den Chef nicht um?" bei dem sie einst an der Seite von Jane Fonda und Lily Tomlin ihr Schauspieldebüt gab. Daraus machte Parton ein mäßig erfolgreiches Broadway Musical.

Als Zugabe darf ihr Klassiker "I Will Always Love You" nicht fehlen, der durch Whitney Houston im Film "Bodyguard" Weltruhm erlangte. Auch hier sind ihre akrobatischen Mundbewegeungen deutlich erkennbar und akustisch gibt es meiner Meinung nach keine Zweifel daran, dass es sich hier um Playback handelt.

Dolly und ihre eigene Version einer Maxi Playback Show.

Foto: Henning Kaiser/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++



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