BWW Reviews: Frankfurt ist im SATURDAY NIGHT FEVER

By: Dec. 04, 2013
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Um den ernüchternden Leben im Brooklyn der 1970iger Jahre zu entgehen, flieht der 19-jährige Tony Manero jeden Samstagabend in die örtlich Disko um das Saturday Night Fever zu erleben. Sein tägliches Leben ist karg und wenig inspirierend. Wegen der großen Depression hat sein Vater seinen Job verloren und lässt seine Launen nun noch mehr an der Familie aus. Und mit seinem perfekten Bruder, der Priester geworden ist, kann Tony sowieso nicht mithalten, schon gar nicht in den Augen der Mutter. Tony hat in seinem Job in einem Geschäft für Farben und Malerbedarf zwar das Wohlwollen seines Chefs, aber er langweilt sich und sehnt sich nach etwas anderem. Einzig in der Disko und beim Tanzen erfährt er Erfüllung und Wertschätzung, so sogar Bewunderung. Als ein Tanzwettbewerb angekündigt wird sieht Tony darin ein Sprungbrett für ein anderes und besseres Leben. Nur muss erst noch die passende Partnerin gefunden werden. Annette vergöttert ihn und ist eine passable Tänzerin, aber Tony befürchtet dass sie versuchen wird ihn dauerhaft an sich zu binden, ihn vielleicht sogar heiraten will. Als er dann Stefanie kennenlernt, die nicht nur eine hervorangende Tänzerin ist, sondern in ihrer kühlen, abweisenden Art ganz anders ist wie Annette, ist er sofort fasziniert. Während sie zusammen trainieren kommen sie sich langsam näher, aber gleichzeitig offenbaren sich immer mehr Probleme in seiner Familie und seinem Freundeskreis.

Denkt man an Saturday Night Fever, assoziieren damit wohl viele zuerst John Travolta, die bekannten Hits der BeeGees und vor allem jede Menge Spaß und Diskoflair. Die Show hat aber viel mehr zu bieten. Vor allem aber ist sie viel dunkler und tiefgründiger. Unverblümt zeigt Satuday Night Fever die Probleme und Sorger jener Zeit, die aber gleichzeitig universell gültig sein: Arbeitslosigkeit, Armut, Drogenmissbrauch, Vergewaltigung, Selbstmord. Die Geschichte erzählt von jungen Menschen, solchen die Träume haben aber nicht wissen was diese genau sind oder wie sie erreichen sollen, und solchen die ihre längst verloren haben. Die Hauptfigur des Tony ist alles andere als ein Held, sondern viel mehr eine Figur mit Schwächen und Vorurteilen. Dann aber gibt es jene Szene in die Disko, in denen die Charaktere, und das Publikum mit ihnen, die Sorgen vergessen und sich von der heiteren Musik davontragen lassen.

Die Produktion des English Theatre Frankfurt unter der Regie von Ryan McBryde begeistern vor allem durch Bühnenbild und das talentierte Cast. Während es für Musikaldarsteller durchaus üblich ist, dass sie talentierte Sänger, Tänzer und Schauspieler müssen, wird in Saturday Night Fever noch mehr abverlangt, denn die Darstellen stellen auch gleichzeitig die Band. Sei es nun Saxofon, Keyboard, Schlagzeug oder Trompete, alle Instrumente werden von den Schauspielern gespielt, was äußerst raffiniert in die Show einbezogen wird. Auch wenn die Charaktere Musik aus Lautsprecherboxen hören, in der Disko oder beim Tanztraining, wird diese live und auf der Bühne von Musikern gespielt und gesungen - eine Umsetzung von der sich „Dirty Dancing" eine Scheibe abschneiden kann. Besonders positiv aufgefallen ist dabei Sally Peerless, die Clubsängerin des „Odyssee 2001", die gleichzeitig Sopran, Alt und Tenorsaxophon spielt und sich auch noch aus hervorragende Tänzerin herausstellt. James Doughty, der den Club-DJ verkörpert und gleichzeitig Keyboard spielt, ist zwar meist nur im Hintergrund zu sehen und dennoch gelingt es ihm mit seiner überzeugenden Darbietung aufzufallen. Aber auch die Hauptdarsteller lassen sich nicht lumpen. Chris Cowley (Tony), Naomi Slights (Stephanie) und Paul Syrstad (Tony's bester Freund Bobby), liefern allesamt überzeugende Performances ab, die keine Wünsche offen lassen. Eine der wohl emotional bewegensten Momente der Show ist wahrscheinlich Syrstad's melancholische Ballade im 2. Akt, die die ganze Verzweiflung Bobby's über seine Situation zum Ausdruck bringt: die ungewollte Schwangerschaft seiner Freundin Pauline, der Druck beider Familien zu heiraten obwohl er keine tiefen Gefühl für sie hat und die fehlende Unterstützung seiner Freunde, die zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind.

Erneut fantastisch im English Theatre Frankfurt ist das Bühnenbild von Simon Kenny. Um den Anforderungen der recht kleinen Bühne gerecht zu werden muss aus wenig viel gemacht werden, was zweifelsohne gelingt. Verschiedene Sets werden durch geschickte Umbauten und minimale Veränderungen innerhalb kürzester Zeit, und quasi ohne dass das Publikum etwas davon mitbekommt, geschaffen.

Vielleicht das einzige Manko der Produktion ist das abrupte Ende; das Publikum wirkte etwas überrascht als es plötzlich hell im Vorstellungsraum wurde. Dieser Effekt wurde aber durch eine schwungvolle Zugabe abgemildert, und eine äußerst gelungene Vorstellung wurde zum Schluss mit einer stehenden Ovation belohnt.

Saturday Night Fever läuft noch bis 16. Februar im English Theatre Frankfurt und ein Besuch ist unbedingt empfehlenswert, denn es erwarten einen weit mehr als nur gute Laune Musik und rotierende Diskokugeln. Eine aufrichtige Geschichte, begabte Schauspieler und Musiker sowie ein ausgefuchstes Bühnenbild ergeben in der Mischung mit bekannten Hits der BeeGees (denen die Show ihren eigenen Stempel gibt) eine rundum gelungene Produktion.

Photo Credit: Dieter Schwer



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