Review Zusammenfassung: THE BLACK RIDER am Theater Ulm

By: Nov. 24, 2015
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Es ist die Geschichte des Freischütz in rockig-wildem Gewand, es ist die Erzählung eines Teufelspaktes in Form eines Drogentrips.

Wilhelm, dessen Leben bisher hauptsächlich mit Tinte und Papier zu tun hatte, will Käthchen, die Tochter des Försters Bertram heiraten. Um sich als würdiger Schwiegersohn zu erweisen, muss er das Jagen erlernen. Der harmlose Wilhelm taugt aber nicht zum Jäger. Da hilft ihm Stelzfuß, der Teufel persönlich, mit magischen Kugeln. Wilhelm trifft nun alles, was ihm vor die Büchse gerät - solang es dem Teufel so gefällt...

Die Uraufführung des Musicals in der Regie von Robert Wilson war 1990 ein großer Theatercoup. Die alte Legende wird clownesk und schlicht erzählt, erhält aber durch die Musik von Tom Waits archaische Kraft und führt uns unversehens direkt ins Herz der Finsternis unserer Allmachtsfantasien: Wie wäre das, wenn man plötzlich durch einen kleinen Trick unglaubliche Macht erhalten könnte? Wer könnte der Magie widerstehen, wenn sie alle Wünsche erfüllt - auch wenn der Teufel selbst der Dealer ist? Gezahlt wird am Ende...

Die Premiere von THE BLACK RIDER 1990 in Hamburg wurde von der Presse noch verspottet, danach begann das Musical aber einen Erfolgszug um die Welt. Und auch von der Inszenierung am Theater Ulm, die am vergangenen Donnerstag Premiere feierte, zeigen sich die Kritiker angetan:

Werner M. Grimmel (Die Schwäbische): "... Am Theater Ulm sieht man in der Hamburger Fassung kein verbindliches Modell für weitere Aufführungen, sondern nur eine Lesart mit Freiraum für weitere Interpretationen. „The Black Rider" ist eine schwarze Komödie mit wilder Musik, manchmal geradezu sinnfreien Dialogen, witzig-hintersinnigen Reimen und magisch berührenden Bildern. Sprechtheater, Songs, Rock, Jazz und experimentelle Sounds verbinden sich hier zu einer clownesken Collage, die keine fortlaufende Geschichte, sondern eher einen Drogentrip erzählt. [...] (Die Musiker) angen die Substanz dieser Originalpartitur brillant ein und steuern überall, wo nicht festgelegte Noten gespielt werden müssen, viel Eigenes bei. [...] Anfangs wirkt die die Aufführung etwas brav und retardiert, punktet aber mit schönen Farb- und Schattenspielen (Johannes Grebung: Licht). Nach der Pause nimmt sie Fahrt auf. Düster-beklemmende und monströse Bilder gewinnen die Oberhand..."

Jürgen Kanold (Südwestpresse): "...Jetzt sind Nilufar K. Münzing und Britta Lammers (Bühne und Kostüme) mit dem schwarzen Reiter am Start und packen die ganze Theaterkiste aus: Klamauk, Grusel, Slapstick, Varieté, stilisierter Herzschmerz, Musical-Show, Hokuspokus. [...] Denn eigentlich führt ja Stelzfuß, der librettogemäß Böse, durchs Stück, und Tini Prüfert hat da auch gleich in dieser Rolle mit dem "Black Rider"-Opener-Song einen tollen Auftritt [...]. "Easy said/ but schwer getan"? Die pop-bunte Inszenierung besitzt viele starke Szenen, ist aber unentschieden geraten zwischen Parodie und Drama, zu kunstambitioniert. Und schade, dass der Sound zunächst so gedämpft-unfokussiert ans Ohr drang..."

Anita Schlesak (SWR): "...Ein Wechselbad der Gefühle, das die sechs singenden Schauspieler des Ulmer Ensembles bravourös auf die Bühne bringen. Begleitet von intensiven Lichtspielen. Die Bühnenwand leuchtet mal flammend rot, mal nachtblau oder neblig violett. Dampfende Säulen oder rote Leuchtstäbe senken sich vom Bühnenhimmel. [...] Dennoch ist das Musical nicht düster, es bietet in der geglückten Ulmer Inszenierung auch clownesken Humor. Und wie das Ensemble mit der Combo von Joo Kraus zusammenspielt, mit Tempo und Timing, das macht diesen Abend am Theater Ulm wirklich außergewöhnlich..."

Auführungen laufen in Ulm noch bis Febuar 2016. Tickets und weitere Informationen gibt es unter theater.ulm.de

Foto Credit: Ilja Mess



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