BWW Reviews: 'THE KING'S SPEECH' im Schlossparktheater Berlin

By: Jan. 28, 2014
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Früher oder später gehen selbst den kreativsten Köpfen die Ideen aus. Nicht nur im Musicalbereich beobachten wir einen starken Trend der "Film-zur-Bühnenadaption", auch im Theaterbereich ist es auffällig. So verführte Kathleen Turner als Mrs Robinson in "Die Reifeprüfung" im Londoner West End, trafen sich "Harry und Sally" neu auf der Bühne und machte sich "Rain Man" auf die Reise die Bretter zu erkunden. Demnächst hat in London Trevor Nunn's Inszenierung von "Fatal Attraction" (Eine verhängnisvolle Affäre) Premiere, ein Stück welches, Überraschung, auf dem Film mit Michael Douglas und Glenn Close zurück geht.

Nun also "The King's Speech". Basierend auf dem gleichnamigen, Oscar gekrönten Film, feierte das Stück Premiere im Schlossparktheater Berlin. Doch halt, Autor David Seidler konzipierte das Werk zuerst als Stück und modelte es dann überaus erfolgreich in den beliebten Film mit Colin Firth und Geoffrey Rush um.

Herzog Albert, der zweite Sohn des britischen Königs George V., ist Stotterer. Seine erste Rundfunkansprache wird für ihn zum demütigenden Desaster. Vergeblich sucht er verschiedene Ärzte auf, bis seine Frau, Herzogin Elizabeth, von dem ungewöhnlichen Sprachtherapeuten Lionel Logue hört. Die Annäherung zwischen dem unverblümten Logue und dem reservierten, von Blockaden geplagten Herzog gestaltet sich schwierig.
Doch dann stirbt der König, und der eigentliche Thronfolger, Alberts älterer Bruder David, zieht die Heirat mit der zweifach geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson der Königswürde vor. Wenn Albert seine Pflicht als nächster König eines vom Hitlerdeutschland bedrohten Landes erfüllen will, muss er lernen, öffentlich zu sprechen. Vorbereitet und unterstützt durch Logue, der ihm ein echter Freund geworden ist, legt er 1939, mittlerweile als King George VI, seinem Volk einfühlsam und fehlerfrei die moralischen Gründe dafür dar, dass das britische Empire Deutschland den Krieg erklären muss.

Der Stoff, aus dem Legenden sind, funktioniert ganz hervorragend in der Inszenierung von Thomas Schendel und dies nicht zuletzt Dank des herausragenden Hauptdarstellers. Oliver Mommsen schafft es jede Erinnerung an Colin Firth hinfort zu wischen und überzeugt mit einer fundierten, ehrlichen und bewegenden Charakterisierung des britischen (und unfreiwilligen) Thronfolgers George VI. In erster Linie ist es vor allem seine eigene Interpretation und nicht der Versuch ein Idelabild in Form einer Fimfigur zu imitieren die Mommsen adelt. Er löst das knifflige Sujet des Stotterns mit Würde und gibt seiner Figur zu keiner Zeit der Lächerlichkeit Preis. Die Zuschauer leiden mit dem König, wenn er vor der schier unlösbaren Aufgabe steht eine Rede zu bewältigen. Eine großartige schauspielerische Leistung. Bravo!

Jürgen Tarrach steht Mommsen als Lionel Logue kongenial zu Seite und entwickelt gemeinsam mit ihm eine wunderbare Chemie, welche die Freundschaft der beiden Männer spürbar und vor allem glaubhaft macht. Auch das restliche Ensemble überzeugt in diesem rundum gelungenen Stück, das einen nachdenklichen wie amüsanten Abend garantiert. Die Bühne ist einfach, aber sehr effektiv von Daria Kornysheva gestaltet, die auch für die passenden Kostüme zuständig ist.

Julia Stemberger spielt großartig die fürsorgliche und verständnisvolle Ehefrau, die den ersten Kontakt zu Logue herstellt, Dieter Hallervorden ist kurz, aber prägnant als Königsvater zu sehen während Irene Christ in der Doppelfunktion als Logue's Ehefrau und Wallis Simpson glänzt.

Das Stück ist im besten Sinne dass, was man im allgemeinen als "Wohlfühl Stück" bezeichnet. Sicherlich ist einiges geschönt und vom Autor allzu versöhnlich dargestellt mit der dezenten, aber nicht zu übersehenden Portion an Pathos garniert, aber dies sehen wir als Zuschauer ihm nur allzu gerne nach.

Dieser König ist ein Sieger!

Foto: DERDEHMEL/Urbschat



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